Buchbesprechung von Randolf Fügen:

Thorsten Hoyer: Via Regia. Pilgerweg von Görlitz nach Vacha. OutdoorHandbuch Band 288, Conrad Stein Verlag Welver, 1. Auflage 2013. 176 Seiten.

In bewährter Aufmachung und Ausführung ist im Conrad Stein Verlag einen Band über die Via Regia erschienen. Mit einer genauen Beschreibung der Wegstrecke und vielen Hintergrundinformationen über die Städte enthält der Band eine Fülle von Informationen und besitzt das dennoch gewöhnte „mitnehmbare“ Hosentaschenformat.

Leider erwähnt der Autor nur in einem Satz, dass es sich bei dem Weg um einen Ökumenischen Pilgerweg handelt und so nimmt auch Beschreibung der „Pilgerinfrastruktur“ bei ihm eine untergeordnete Rolle ein. Einige Pilgerherbergen werden erwähnt, andere nicht. Die Erwähnung, dass es sich bei dem Weg um einen Weg handelt, der auch von Jakobspilger genutzt wurde fehlt ganz. Daher finden sich in dem Band auch keine Hinweise auf (existierende und ehemalige) Jakobskirchen und Spuren historischer (Jakobs-) Pilger. Auch ein Hinweis auf Herman Künig von Vach, Mönch im Servitenkloster in Vacha und den Verfasser eines Pilgerführers nach Santiago de Compostela 1495 sucht man vergebens. Ebenso fehlt ein Hinweis auf den Anschlussweg von Vacha nach Fulda, der vom Rhönklub ebenfalls mit der Jakobsmuschel ausgeschildert wurde.

Die Etappeneinteilung in insgesamt 19 Etappen ist zu hinterfragen und gibt vielfach lange Wanderstrecken vor (die Pilgerherbergen in den Orten zwischen den Anfangs- und Endpunkten der einzelnen Etappen sind aber meistens im Text erwähnt). Da sticht die Etappe 12 von Freyburg nach Naumburg als kürzeste Etappe mit 9 km geradezu heraus. Leider findet sich bei dieser Etappe kein Hinweis auf das „Steinerne Album“, die Fährzeiten der Saalefähre (nur das Gartenlokal ist erwähnt) und keinen Stadtplan von Naumburg (mit dem eingezeichneten Weg). Ansonsten geben die kleinen Stadtpläne der Städte entlang des Weges einen guten Überblick und eine notwenige Hilfe beim Finden des Weges in den Innenstädten.

Etwas unverständlich bleibt, dass es dem Autor, der nach eigenen Angaben in Erfurt wohnt, auf der Etappe nach Erfurt (Etappe 15), die durch die Baustelle der ICE-Neubaustrecke gestört ist, keine Wanderalternative vorschlägt. Er gibt stattdessen einen Weg zum nächsten Bahnhof an um dann Erfurt mit dem Zug zu erreichen. Das Gleiche findet sich auch noch einmal vor Eisenach – doch hier gibt der Autor nur die fehlende Markierung als Grund für seine „Eisenbahnalternative“ an.

Die Besonderheit der ersten Etappen, (im Buch die 2. und 3.) die durch die sorbische Sprachregion führt wird ebenso verschwiegen wie die sorbischen Ortsnamen (die auf den Ortsschildern und manchen lokalen Wanderwegweisern angegeben sind).

Die Erwähnung zahlreicher Museen ist löblich, leider fehlen Hinweise auf die Eintrittspreise.

Im Vorwort schreibt der Autor, dass es „kein ‚normaler‘ Pilgerführer“ sein soll (S.12). Leider ist der Band überhaupt kein Pilgerführer. Dies ist gerade für diesen Weg, der bewusst als Ökumenischer Pilgerweg initiiert und gepflegt wird, wirklich schade. Bei meiner Wanderung auf der Via Regia habe ich gerade den Austausch und die Begegnung mit den Menschen und die Übernachtungen in den schönen Pilgerherbergen (viele davon sind in den Pfarrhäusern eingerichtet) genossen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es sich lohnt den Weg zu gehen und ein schönes Stück Deutschland zu entdecken. Interessenten ist die Webseite www.oekumenischerpilgerweg.de (mit Hintergrundinformationen und Neuerungen auf dem Weg) zu empfehlen.


Randolf Fügen