Pilgerbericht der St. Jakobus-Gesellschaft Berlin-Brandenburg Pilgerfahrt Bad Kösen – Eisenach 19. - 26.7. 2015

von Peter Götz

Text und Fotos


Vorbereitung: vom 9. – 16.4.2015 wanderten Lothar Bretterbauer und ich die Pilgerstrecke ab (Foto), um die Wegführung zu erkunden, geeignete Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels oder Pensionen zu erproben und dementsprechende Etappen von 16-20 km Länge festzulegen. Geplant war, dass Lothar bei der eigentlichen Pilgerwanderung im Sommer die Pilgergruppe der Berlin-Brandenburgischen St. Jakobusgesellschaft mit seinem Auto begleiten würde, um das Gepäck der Teilnehmer mit Ausnahme eines Tagesrucksacks zu befördern und erforderlichenfalls müde Pilger zum Tagesziel zu transportieren. Im Anschluss an unsere Vorbereitungen kümmerte sich Cornelia um die Zimmerreservierungen in den ausgewählten Lokalitäten, während Elisabeth die Anmeldung der Teilnehmer organisierte und die Fahrkarten besorgte. Leider mussten von den gemeldeten Teilnehmern 4 kurzfristig aus persönlichen Gründen (Lungenentzündung, Fersensporn, Ischiasreizung bzw. Wegzug) zurücktreten, so dass der Pilgerweg am Sonntag den 19.7. mit 12 Wanderern und Lothar als Begleit-Chauffeur angetreten wurde.

 


1. Tag: Sonntag, den 19.7.2015

Bahnfahrt Berlin – Bad Kösen, Wanderung nach Eckartsberga.


Um 09:34 treffen sich die Berliner und die Brandenburger Pilger auf dem S-Bahnhof Wannsee um mit der Regionalbahn über Dessau – Halle – Naumburg nach Bad Kösen (Ankunft 13:19) zu fahren (Foto).




Auf der Strecke Halle – Bad Naumburg erleben wir einen Zugführer, der einigen von uns unbedingt seinen Triebwagen vorführen wollte, und einen Fahrkarten-Kontrolleur mit den Qualitäten eines versierten Komikers. Während der ziemlich lang dauernden Bahnfahrt gehen zu unserem Entsetzen mehrere Schauer nieder - in Bad Kösen jedoch herrschte freundliches Sommerwetter mit Sonne und Wolken.




Am Bahnhof von Bad Kösen (Foto) erwartet uns Lothar mit seinem geräumigen Ford, in welchen das Gepäck der Teilnehmer eingeladen werden konnte - und der 7-tägige Marsch konnte beginnen.
Nach kurzem Anstieg nach Fränkenau erreichen wir den offiziellen, von Naumburg über Rossbach heranführenden „Ökomenischen Pilgerweg“ (= die Via regia). Hinter Punschrau stiften Straßenschilder, welche mit der Wanderkarte nicht in Einklang zu bringen sind, zunächst einige Verwirrung. Mit Hilfe von Autofahrern läßt sich klären, dass wir die Karte falsch lesen und die Entfernungen unrichtig einschätzen.

Nach einem weiteren Missverständnis, Lothar wartet auf uns in Zäckwar - wir an der Kirche  in Benndorf – haben wir uns auf die Wander-Spielregeln eingestimmt.
Auch ein Wolkenbruch muss noch durchgestanden werden, der sich, für uns unerwartet, aus einer dunklen Wolkenfront über uns ergießt. Wir werden nass, bevor die Regenklamotten aus den Tagesrucksäcken hervorgekramt sind. Grüppchenweise drängen wir uns unter den Bäumen (Foto).



Die Schuhe voll Wasser, die Kleidung durchnässt, so wandern die meisten bei fortsetzendem leichtem Regen weiter. Den Rest der Gruppe befördert Lothar im Auto. Die Ankunft im „Hotel am Markt“ in Eckartsberga ist eine Wohltat, dort gibt es Einzel- und Doppelzimmer für uns alle. Die Schuhe werden mit Hilfe von Zeitungspapier und einem Föhn ansatzweise getrocknet. Frisch geduscht und in trockener „Abendkleidung“ können wir das vorbestellte Essen genießen und uns den Unterschied ausmalen, den eine Unterkunft in einem - noch so gut gemeinten - Matratzenlager für uns, doch schon betagtere, eher der Bequemlichkeit zugeneigte Pilger, ausgemacht hätte.

2. Tag: Montag, den 20.7.2015
Übernachtung in Eckartsberga;
Wanderung nach Buttelstedt – Schwerstedt.

7 Uhr Frühstücksbuffet im „Hotel am Markt“, 8:15 Uhr Gepäckverladung, 8:30 Abmarsch zur evangelischen Kirche von Eckartsberga.
Wir halten unsere erste Andacht vor der (verschlossenen) Kirche (Foto), wie auch an den folgenden Tagen, mit Lesungen über Moses aus dem Buch Exodus des Alten Testaments, Fürbitten, Gebeten, Liedern und anregenden Gedanken für den Pilgertag. Täglich beginnen wir unsere Wanderung mit einer Meditationszeit, die zum besinnlichen Stillschweigen verpflichtet.



Unser Weg verläuft überwiegend durch schöne Natur, auf Feldwegen, (Foto) die häufig von Obstbäumen begleitet werden.
Schwarze und rote Kirschen gedeihen da in Hülle und Fülle und werden offensichtlich nicht geerntet, so dass wir uns der ungenutzten Früchte erbarmen (Foto).



Jede Ortschaft grüßt schon von Ferne mit ihrem Kirchturm. Die schönen Feldsteinkirchen sind allerdings meist verschlossen, doch bietet der Platz davor Gelegenheit für eine willkommene Erholungs-Pause.




In Rudersdorf sind wir mit Lothar im gastlichen Pfarrgarten (Foto) verabredet – Lothar bringt kühles Mineralwasser aus einem nahe gelegenen Supermarkt mit. Die im Pfarrhaus wohnende Kantorin ist gerade mit ihrer Familie im Aufbruch zu einer Urlaubsreise; sie gibt uns aber noch Schlüssel für das Pilgerhaus (Toiletten!) und die Kirche, die wir später in den Briefkasten einwerfen sollen.



Vor Buttelstedt zwingt uns ein quer über den Weg gespannter Weidezaun zu einer ungeplanten Bachüberquerung. Buttelstedt selbst beeindruckt uns mit seinem stattlichen Rathaus und der  Kirche am Marktplatz. In der Pizzeria „Da Paolo“ laben wir uns mit kühlen Getränken und Eis. Das Tagespensum von 18 km war hiermit geschafft; daher fährt uns Lothar in 2 Fuhren ins 4 km entfernte Schwerstedt, - ein besonders leistungsfähiger Rest der Gruppe geht zu Fuß dorthin. In der „Gaststätte/Pension Brunnenhof“ versorgt uns liebevoll (und beschwerlich!) die Oma mit dem Enkel Sebastian, der, in der Schweiz lebend, bei ihr Ferientage verbringt. Im Hof springen kleine Frösche umher, von denen wir einige in den nächsten Bach tragen.


3. Tag: Dienstag, den 21.7.2015

Nach Übernachtung im „Brunnenhof“, Wanderung von Schwerstedt nach Ollendorf.


An das Frühstücken ab 7 Uhr haben wir uns gewöhnt; die Gruppe ist bemerkenswert diszipliniert und erscheint pünktlich. Um 8:30 Uhr, nach Gepäckabgabe bei Lothars Auto, finden wir uns in der nahen Kirche ein zu Lied, Gebet, Lesung und Fürbitten. Um 9 Uhr marschieren wir los. Wieder führt der Pilgerweg hauptsächlich über wanderfreundliche Feldwege, zunächst entlang einer Straußenfarm. Die bizarren Tiere wecken unser Interesse durch ihre stattliche Größe, elegante Verbeugungen, schwungvollen Lauf und sonore Stimme. Entlang der Wege blühen Wildkräuter, u.a. Ackerwinde, Mohn und Kornblumen, Wegwarte und Malven, Klette, später auch Johanniskraut, Rainfarn, Natternkopf und gelegentlich sogar der blaue Feldrittersporn.


In Stedten besorgt uns spontan ein Bewohner den Schlüssel zum gelben Kirchlein auf einem kleinen Hügel, das Kirche und Pilgerherberge in einem ist (Foto).



Vor dessen Eingang ist dementsprechend eine tönerne Jakobsmuschel in den Boden eingelassen. Mit Umsicht und Geschmack wurden hier im Eingangsbereich eine kleine Küche, sowie Dusche und WC eingerichtet, auf der Empore gibt es Matratzen für 2 Personen und im entzückenden Turmzimmerchen (Foto) Plätze für 6 weitere Pilger.




Da nicht alle Teilnehmer die „Gedenkstätte KZ Buchenwald“ aufsuchen wollten, hatte die Gruppe sich entschieden, zunächst das heutige Quartier in Ollendorf aufzusuchen. Am Vorabend hatten wir aus dem Buch „Geschichten vom Pilgern – ein Rucksack erzählt“, gehört, wie sehr „Anika“ von den Bildern über Buchenwald deprimiert war. Über Ottmarshausen und Hottelstedt erreichen wir um die Mittagszeit die Kirche von Ollendorf, von wo uns Lothar zum „Landhotel Ollendorf“ führt.


Um 14:30 Uhr sind dann doch die meisten von uns zum Besuch der Gedenkstätte entschlossen. Die Wanderer dorthin müssen wegen einer fehlerhaften Zeichnung auf der Landkarte (der dort eingezeichnete Weg existiert so nicht mehr) den Umweg über Hottelstedt und den Anstieg über eine heiße Teerstraße nach Buchenwald in Kauf nehmen. Eine international besetzte Gruppe von Jugendlichen aus einem nahen Work-Camp nimmt denselben (Um-)Weg.
Bereits die Reste der Stacheldrahtzäune mit ihren Isolatoren und Fangdrähten (Foto) wirken beklemmend auf uns.



Die Existenz eines „Zoologischen Garten“ für tierliebende (!) SS-Angehörige neben Krematorium und Leichenkammer (Foto) und die als Meßlatte getarnte Genickschussanlage erfüllten uns mit Grauen.
In der Informationshalle entdecken wir, neben vielen anderen Dokumentationen, Bücher von Golo Mann, Eugen Kogon („Der SS-Staat“) und Ernst Wiechert.




4. Tag: Mittwoch, den 22.7.2015

Nach Übernachtung im Landhotel Ollendorf, Wanderung nach Erfurt und Frienstedt.


Wie gewohnt frühstücken wir um 7 Uhr. Um 8:30 treffen wir uns auf dem kleinen Ruheplatz bei der Kirche zur Morgenandacht und wandern zunächst ein Stück auf der Autostraße, dann auf einem Wiesenweg mit Schatten spendendem Gebüsch (auf der richtigen = linken = Sonnenseite) Richtung Erfurt. Die Felder neben uns sind schon abgeerntet. Der nur teilweise untergepflügte Stallmist liefert eine besondere Duftnote und ist wohl auch verantwortlich für den lebhaften Anflug von übel stechenden Bremsen, die bei einigen von uns heftige Hautreaktionen hervorrufen. Im Ort Wallichen treffen wir auf eine offene Kirche und können unsere Pilgerausweise stempeln lassen. In den östlichen Vororten von Erfurt gibt es nochmals Orientierungs-Schwierigkeiten wegen eines verwirrenden, von den Jakobsmuscheln angezeigten Richtungswechsels.

Nahe der thüringischen Hauptstadt nehmen wir, wie geplant, einen Bus, der uns zum Marcel-Breuer-Ring bringt und von da die Tram ins Stadtzentrum („Anger“). In einer Sportabteilung erstehen Antonia und Annette Nerven-schonende Gummipuffer, die das Klack-Klack ihrer Teleskop-Stöcke dämpfen werden.
Natürlich ist die Krämerbrücke in Erfurt (Foto) unser erstes Ziel.



Zur Erfrischung gibt es dort in einem kühlen Verkaufsraum wunderbares Eis in selbstgebackenen Waffeltüten. In einem kleinen Laden auf der Krämerbrücke erfahren wir etwas über den früher im Gebiet angebauten Färberwaid (Isatis tinctoria), der im Mittelalter bis zur Einführung von Indigo bzw. der Herstellung synthetischer Anilinfarben ein wichtiger Exportartikel von Erfurt war („Erfurter Blau“). Auf dem Fischmarkt leisten wir uns weitere Schlemmereien in Form von Flammkuchen und Waffeln mit Schlagsahne und Eis, begleitet von erfrischenden Getränken.

Um 14 Uhr treffen sich alle oberhalb des Domplatzes (dort Vorbereitungen zur abendlichen Freischütz-Aufführung) zur Besichtigung von Dom und Severin-Kirche. Ab der Haltestelle „Brühlplatz“ südlich des Doms lassen wir uns von der Straßenbahn zum Messplatz fahren und von dort mit dem Bus zu unserer Herberge („Fürstenhof“ in Frienstedt) – mit Ausnahme der „Unermüdlichen“ die diesen Weg zu Fuß zurücklegen und erst 2 Stunden später im „Fürstenhof“ eintreffen.




Der freundliche ungarische Kellner namens Attila versorgt uns mit den dringend benötigten Getränken und liefert zum Abendessen eine schmackhafte Soljanka. Vor dem Schlafengehen sitzen wir im bescheidenen Garten des Fürstenhofs in einer fröhlichen Runde zusammen (Foto). Wer in dieser Nacht in einem zur stark befahrenen B 7 gelegenem Zimmer bei offenem Fenster schlafen möchte, hat es schwer.


5. Tag: Donnerstag, den 23.7.2015

Nach Übernachtung im „Fürstenhof“, Wanderung Frienstedt – Gotha.


Das Frühstück fand heute erst um 7:30 Uhr statt; unsere Morgenandacht anschließend im Garten hinter dem Fürstenhof.


Wir wandern südlich der lärmenden B 7 zunächst auf dem offiziellen Jakobsweg am Rande von Gebüsch und Wald, dann zwischen abgeernteten Feldern zur Kirche von Kleinrettbach. Von dort geht es zurück auf den Pilgerweg, der jetzt zu einer Fahrradstraße geworden ist als Teil der sog. „Städtekette“ die Gera mit Eisenach verbindet. Ein breiter mit Blumen bewachsener  Streifen (u.a. sich eben öffnende Sonnenblumen und  tiefviolett blühende Malven) begleitet den Rad- und Wanderweg. Gelegentlich bietet sich eine Picknick-Einrichtung aus Tisch und Bänken zum Ausruhen an – eine Versuchung, der wir meist tapfer widerstehen. Eine größere Pause können sich aber auch Pilger erlauben (Foto).




In Siebleben erscheint uns die Markierung durch die Jakobsmuscheln wegen einer plötzlichen Richtungsänderung unklar. Unser Weg führt nun entlang der stark befahrenen B 7 auf Gotha zu.

Der Anstieg zum Schloss Friedenstein wird dann aber durch den prächtigen Blick auf die unterhalb liegende Altstadt belohnt (Foto, mit Blick auf die „Wasserkunst“ und das historische Rathaus auf dem Neumarkt).



Rechts von uns steht eine Statue von Ernst dem Frommen, der die Friedenburg erbauen ließ.
Eine Tafel im Schloss erinnert an den Retter der Stadt Gotha, Josef Ritter von Gadolla, der wegen der kampflosen Übergabe der Stadt noch am Tag der Befreiung in Weimar von Nationalsozialisten hingerichtet wurde.

Leicht finden wir 2 Straßen östlich vom Rathaus die Pension Regina in der Schwabhäuser Straße 4, wo wir begeistert in die für uns gebuchten Zimmer einziehen. Für das gemeinsame Abendessen hatte Lothar in der nahe gelegenen Pizzeria „Diavolo“ schon am Nachmittag 13 Plätze reservieren lassen.


Bei einem kurzen Bummel durch die schöne Altstadt entdecke ich auf einem Bauzaun (!!!) ein recht ungewöhnliches Gemälde, das ein Thema aus Ovids Metamorphosen darzustellen scheint, nämlich die Verwandlung der vor Apollo fliehenden Daphne in einen Weidenbusch (Foto).




Im Internet fand ich den dazu gehörenden Text, in welchem Daphne die Götter bittet, ihr die für sie so gefährliche Schönheit zu nehmen:


„Durch Verwandlung verdirb die Gestalt, mit der ich zu sehr gefiel.“
Kaum war die Bitte beendet, befällt schwere Taubheit die Glieder:
… Die Haare werden zu Laub, die Arme wachsen als Äste,
schon wird der flinke Fuß von trägen Wurzeln gehalten,
ein Wipfel verbirgt das Gesicht, der Glanz allein bleibt ihr.

6. Tag: Freitag, den 24.7.2015

Nach Übernachtung in der „Pension Regina“ Wanderung von Gotha nach Mechterstädt


7 Uhr Frühstück im Wintergarten unserer Pension; 8 Uhr Lothar nimmt das Gepäck am nahen Parkplatz entgegen; 8:30 Uhr Feier der Heiligen Messe in der Katholischen Kirche von Gotha, die in Vertretung des erkrankten Pfarrers von einem sympathischen Geistlichen aus Erfurt gelesen wird.


Ab 9:30 Uhr folgen wir wieder den reichlich vorhandenen Pilgerzeichen durch die Eisenacher Straße und biegen - den Zeichen folgend - nach ca. 1 km in den ansteigenden Weg zum Bürgerturm ein.
Auf der Höhe erreichen wir ein ehemaliges Militärgebiet, das rechtzeitig unter Naturschutz gestellt wurde (Foto) und dadurch naturnah erhalten blieb.



Laut Info-Tafel soll es in diesem offenen Gelände Neuntöter, Schwarzkehlchen und Wendehals geben. Tatsächlich konnten einige von uns einen Neuntöter auf seinem Zweig („Warte“) sitzend beobachten; von den Schwarzkehlchen waren nur kurze Gesangsstrophen zu hören. Die bei der Vorexkursion im April noch Wasser-gefüllten Tümpel und Gräben waren durch die hohen Temperaturen dieses regenarmen Sommers weitgehend ausgetrocknet, ihre damaligen Bewohner (Frösche) verschwunden. Die reichlich vorhandenen Mirabellen-ähnlichen, noch unreifen Früchte bieten leider keinen gleichwertigen Ersatz für die saftig-süßen Kirschen der ersten Pilgertage.

Die zunehmende Hitze auf der Hochebene wird durch ein frisches Lüftchen erträglicher, auch liefert die aufziehende Bewölkung etwas Schatten. Wir leisten uns daher einen Abstecher zur Familien-Kommunität SILOAH (Gemeinde Neufrankenroda), wo Familien und freiwillige Jugendliche ein fast klösterliches Leben führen und vor allem im Sommer Freizeiten für Schulkinder veranstalten, auf denen auch Achtung der Natur und der christlichen Werte vermittelt werden soll.
Wir werden freundlich von den Betreuern empfangen, bekommen Kaffee und Kuchen angeboten (Spenden wurden diskret erbeten!) und erleben einen „Städtetag“, auf dem die Kinder mit Unterstützung durch die  Jugendlichen die Stadt Rom mit ihren Handwerken, Sport, Spielen und Handelsleben gestalteten (Foto).



Von Elisabeth erfahren wir Näheres zur Bedeutung des Wortes Siloah. Es bezeichnet  einen Teich in Jerusalem, in welchem nach biblischen Berichten Kranke Heilung finden konnten und Blinde sehend wurden.


Zur Mittagspause erwartet uns Lothar mit seinem Auto bei einer Wanderhütte oberhalb der Ortschaft Aspach. Von dort geht es zügig hinab Richtung Mechterstädt. In der dortigen Bodelschwingh´schen Anstalt hätten wir ein Doppelzimmer und einen Einzelraum mit Matratze bekommen können. Diese mussten wir aber nicht in Anspruch nehmen, da Lothar unabhängig davon zu diesem Zeitpunkt im benachbarten Waltershausen bereits 3 Einzelzimmer fest gebucht hatte.
Unser „Hauptquartier“ in Mechterstädt ist der „Lindenhof“ (Gasthof und Metzgerei), in dessen 5 DZ wir uns einrichten, d.h. vor allem duschen und „kleine Wäsche“ waschen. Zum Abendessen im (bescheidenen) Biergarten (Foto) gibt es Thüringer Bratwurst und Kartoffelsalat für alle. P.G. geht zur genaueren Planung der morgigen Strecke ein Stück über Sättelstädt hinaus und kommt nach 2 Stunden mit nützlichen Informationen zurück.

7. Tag: Samstag, den 25.7.2015

Tag des Hl. Jakobus. Heutiges Ziel: Eisenach.


Die Belegung der 5 DZ im „Lindenhof“ beginnt um 7 Uhr mit dem Frühstück. Kurz vor 8:30 ist Lothar, aus Waltershausen kommend, zur Stelle, um das Gepäck einzuladen. Vor der Kirche feiern wir unsere Morgenandacht und machen uns danach gemeinsam auf den angenehmen Weg (Thüringer Städte-Kette), der in der Talaue der Hörsel nach Schönau führt. Von dort soll es einen bequemen Anstieg hinauf zum „Großen Hörselberg (484 m über NN) geben. Ein Teil von uns wandert auf dem Städte-Kette-Weg weiter der Hörsel entlang. Die „Alpingruppe“ folgt dem empfohlenen Wanderweg durch den Zapfengrund zum Jesusbrünnlein und hat ab dort doch einen ziemlich steilen Anstieg zu bewältigen, der auf den Hörselberg-Kamm führt. Dieser Höhenweg führt - leicht auf- und absteigend und mit einem unerwarteten Schlußanstieg - auf den Kleinen Hörselberg (434 m über NN). Von dort geht es ziemlich steil hinunter zum gleichnamigen Gasthaus, wo die anderen Gruppenmitglieder uns bei Kaffee und Kuchen bereits erwarten. Bei schwach einsetzendem, später heftigem Regen beschließen wir die Pilgerwanderung teils am Bahnhof Wutha, teils mit einem Marsch direkt bis in die Stadt Eisenach hinein. Am Bahnhof in Eisenach schaffen wir es unter Mithilfe des Bahnpersonals aus dem Fahrkarten-Automaten ein gemeinsames „Schönes-Wochenenden-Ticket“ nach Berlin zu 56,- € für 5 Reisende zu lösen. In der weitläufigen Diakonie am Karlsplatz finden wir nur mit Mühe die für uns vorgesehenen Zimmer (eines muss von 3 Personen geteilt werden!).


Für das letzte gemeinsame Abendessen müssen wir in der Stadt ziemlich lange und in mehreren Lokalen nach einem Tisch für alle suchen.
Wie durch ein Wunder treffen wir im Schlosshotel schließlich eine für genau 13 Personen gedeckte Tafel an (Foto).




Hier wird den 4 Organisatoren, die jeweils in ihrem Aufgabenbereich für das gute Gelingen der Pilgerfahrt gesorgt haben, ein herzlicher Dank ausgesprochen. Auch Geschenke für die Wegbereiter der Strecke wurden freundlich überreicht. Ganz besonders belobt wurde der selbstlose Einsatz von Lothar, der jederzeit mit seinem Auto hilfreich zur Stelle war und uns allen durch Gepäcktransport und Mitfahrgelegenheit die anstrengende Wanderung wesentlich erleichterte.




8. Tag: Sonntag, den 26.7.2015

Halbtag-Aufenthalt in Eisenach und Heimreise.


Nach einer erholsamen Nacht in den angenehmen Zimmern der Diakonie konnten wir im Speisesaal noch ein reichhaltiges Frühstück einnehmen und im Gebetsraum (Foto) ein letztes Mal auf dieser Fahrt gemeinsam singen und beten.



Im Rahmen der Fürbitten wurden Worte des Dankes für das harmonische Zusammensein und auch der Entschuldigung für gelegentliches ungeduldiges Verhalten ausgesprochen.


Alle waren sich beim Abschied einig, dass auch die Pilgerwoche 2015 für uns ein beglückendes und bereicherndes Erlebnis geworden war.




Danach teilten wir uns auf: eine Gruppe wollte vor der Abreise noch das Bach-Haus (Foto) besuchen und eine zweite, die sich für die Wartburg und eine spätere Heimreise entschieden hatte.

Quellen und einige weitere Fotos von der Pilgerfahrt:

Lit:
"Der ökumenische Pilgerweg durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen". (Hrsg: Ökumenischer Pilgerweg e.V., Goetheplatz 9B, 99423 Weimar)
Anika Hübner: Geschichten vom Pilgern - ein Rucksack erzählt". Verlag BoD - Books on Demand, ISBN 978-3-8423-3517-2

Karten:
(1) Saale-Unstrut Land, Rad- und Wanderkarte, 1:50.000
(2) Thüriinger Städtekette, Rad- und Wanderkarte, 1:50.000