Pilgerwanderung von Halberstadt nach Kloster Helfta

(auf dem Sachsen-Anhaltinischen Jakobsweg)

St. Jakobusgesellschaft Berlin-Brandenburg, 21. – 27 Juli 2013

 

Pilgerbericht & Fotos

von

Peter Götz


Vorwort: Der Pilgerbericht soll der Erinnerung an die gemeinsam erlebte Pilgerwanderung dienen. Er ist auch gedacht als Hilfe für jene, die diesen Abschnitt des Jakobweges gehen und vielleicht von unseren Erfahrungen profitieren wollen, vor allem was die Wegeführung angeht, aber auch im Hinblick auf Unterkünfte und besuchenswerte Sehenswürdigkeiten. Wegen unzureichender Wegmarkierung ist die Orientierung in der Landschaft oft schwierig. Wir haben uns im Wesentlichen an die Wegebeschreibung im Buch „Pilgern durch Sachsen-Anhalt“ (im folgenden „unser Pilgerführer“ genannt.) und an die Kompass-Karte Nr. 453 „Östlicher Harz“ gehalten.


 


Sonntag, den 21.7.13 RE Berlin-Magdeburg, Magdeburg-Halberstadt:

In Halberstadt angekommen geht es geht gleich in flottem Schritt vom Bahnhof durch ein weniger schönes Stadtgebiet zur ungleich schöneren Altstadt unterhalb der Domplatte, wo wir in der „Pension Ratsmühle“ - die uns von der letztjährigen Pilgerwanderung her in guter Erinnerung ist – unser Quartier haben. Hannelore, die 14. in unserer Pilgergruppe, empfängt uns in der Pension, sie ist schon seit Freitag in  Halberstadt. Antonia wird erst am Mittwoch als 15. Pilgerin dazu kommen. - Auch der Ort unseres Abendessens, St. Florian, ist uns wohlbekannt. Im Anschluss an das gemeinsam eingenommene Essen macht die Gruppe noch eine kleine Runde durch die Stadt, um das Rathaus mit dem Roland (Foto), den Holzmarkt und den Fischmarkt zu besichtigen.

Montag, den 22.7.13 Halberstadt – Quedlinburg 18 km:

Frühstück, 9 Uhr Abmarsch mit Gepäck, 9:30 Uhr Hl. Messe in St. Andreas im Südosten der Stadt. Elisabeths Cousin, Pfarrer Helmut Ladewig, liest die Messe und gibt uns Nachdenkenswertes und den Pilgersegen mit auf den Weg. Seine Predigt bezieht sich auf Maria Magdalena, deren Namensfest an diesem Tag gefeiert wird, die Verkünderin der Auferstehung Jesu an die Apostel. Sie erkennt Jesu, als er sie bei ihrem persönlichen Namen nennt.



Um 10:30 machen wir uns gemäß der Angaben im Pilgerführer auf den Weg aus der Stadt, finden auch die ersten Zeichen der Jakobsmuschel, die uns auch den weiteren Weg führen sollten. Leider ist dem am heutigen Tag nicht so. Die Wegmarkierung erweist sich als unzureichend, die Beschreibung der Strecke im Sachsen-Anhaltinischen Pilgerführer ebenso. Immer wieder gibt es unklare Situationen, wenn Pilgerzeichen an Weggabelungen nicht eindeutig die Richtung anzeigen. Einmal stehen wir vor 4 Jakobsmuschel-Zeichen an einem einzigen Baum (Foto!), die in zwei unterschiedliche Richtungen weisen. Dieser Miesweisungen überdrüssig, folgen wir von da an eigenmächtig der Himmelsrichtung Südost (gen Quedlinburg!), geraten dabei aber – da die Wege die eingeschlagene Richtung nicht beibehalten - in einen Zickzackkurs.



Der führt uns durch  landschaftlich schöne Gebiete, u.a. durch eine früher militärisch genutzte hügelige Heidelandschaft (Fotos).



Wegen der großen Hitze (> 30 Grad) und intensiver Sonneneinstrahlung macht sich zunehmend Erschöpfung bemerkbar. Die Gruppe teilt sich, sucht auf verschiedenen Wegen das Tagesziel zu erreichen und findet sich schließlich, dank telefonischer Verständigung, gemeinsam in einem wunderbar schattigen Innenhof bei Eis und erfrischenden Getränken in Westerhausen wieder. Den Rest des Weges legen ein Teil der Pilger per Bus, die Unermüdlichen in einer erneuten Kraftanstrengung zu Fuß zurück. In Quedlinburg sind wir alle beeindruckt von dem stolz aufragenden Schlossberg mit der Stiftskirche St. Servatius und der Bilderbuchschönheit der Altstadt - von den Baumaßnahmen am Marktplatz einmal abgesehen. Die Hotel-Pension „Ingrid“ ist bald gefunden, die Zimmer mit Dusche werden freudig angenommen, und bald danach stellen wir uns alle, bereits einigermaßen erholt, zum gemeinsamen Essen ein, das uns von der freundlichen Bedienung im Garten serviert wird. Trotz der Tagesstrapazen machen sich einige noch zu einem Nachtbummel auf den Weg und schwärmen am nächsten Morgen von dem wunderbaren Blick über die vom Mondlicht verzauberte Stadt.

Dienstag, den 23.7.12  Quedlinburg – Gernrode - Ballenstedt: 18 km

Nach einem reichhaltigen Frühstück wandern wir quer durch die Stadt zur Wipertikirche, wo uns abermals, wie schon am Vortag, Pfarrer Helmut Ladewig zur Hl. Messe erwartet. Der heutige Festtag gilt dem Heiligen Liborius, welcher der Legende nach einen Leidenden von seinen Schmerzen (vielleicht einer Nierenkolik) befreit hat und seitdem als Fürbitter bei Nierenleiden geehrt wird. Die Wipertikirche mit ihrer berühmten Krypta geht auf die ottonische Bau-Periode zurück und gilt als Ausgangspunkt der Christianisierung im Vorharz. Die Messe feiern wir gemeinsam um den Altar.

Von der Wipertikirche aus erreichen wir rasch den Jakobsweg nach Gernrode. Wir wandeln zwischen ausgedehnten goldgelben Kornfelder und sehen mit Befriedigung deren pralle Ähren, die offensichtlich von der Feuchtigkeit im Frühsommer profitiert und unter der gegenwärtigen Hitze noch nicht gelitten haben. Die Feldwege, über die wir ziehen, sind von dichtem Gebüsch mit zahlreichen Kirschbäumen begleitet, deren verlockende Früchte allerdings meist von unten nicht erreichbar sind.


 


An Süderode vorbei erreichen wir Gernrode, besichtigen die stattliche  Stiftskirche St. Cyriakus (Foto), die ebenfalls aus der Zeit der frühen Romanik (ottonisch) stammt, wo der Taufstein, die Heiliggrabanlage und der Restkreuzgang besondere Aufmerksamkeit verdienen. Die Restaurierung im 19 Jh. wurde unter der Leitung von Ferdinand von Quast, einem Schinkelschüler, durchgeführt. - Unweit der Kirche bietet ein Café Gelegenheit zur Erfrischung und Stärkung.

 

Am frühen Nachmittag wandern wir weiter auf der Osterallee Richtung Osterteich und auf dem Europa-Radweg R1 am Waldrand entlang. Eine Picknickhütte bietet Gelegenheit zu einer zweiten ausgedehnten Ruhepause (Foto).



Nach Ballenstedt hinein gelangen wir durch den von Peter Joseph Lenné entworfenen Schlosspark mit seinen Fontänen-Teichen und finden in der Quedlinburger Straße die katholische Kirche St. Elisabeth. Dort warten wir vergeblich auf den Pfarrer; der wohl durch eine Beerdigung daran gehindert war, die Verabredung einzuhalten. Nach geraumer Zeit bekommen wir aber doch noch Gelegenheit, diese neuzeitliche Kirche im Bauhausstil auch von Innen zu sehen und ihre Akustik mit unseren eigenen Gesängen zu erproben. Zu unserer Pension „Am Markt“ gelangen wir über das Rathaus und vorbei an einem alten Stadtturm mit ehemaliger Gefängniszelle. Die Unterkunft ist gut und zum Abendessen gibt es schmackhafte Salate und Gegrilltes. Die für Pfarrer Ladewig gedachte Spende wird in 2 Flaschen edlen Weines umgesetzt.

 

Mittwoch, den 24.7 13 Ballenstedt – Konradsburg - Hakerode, 18 km:


7 Uhr Frühstück, 8 Uhr Start. Es geht entlang der Osterallee (schon am frühen Morgen immer den Schatten der Häuser und Bäume suchend) bis zum Osterteich (einem Kunstteich zur Wasserversorgung des Bergbaus). Wir nähern uns offensichtlich dem Mansfelder Bergbaugebiet! Zunächst entscheiden wir uns für den schattigen aber gebirgigen Weg durch die Ausläufer des Harzes. Die Waldwege sind allerdings von dem schweren Gerät der Holzindustrie böse zermahlen und voller Abfallholz, das wir manchmal mühsam übersteigen müssen.

Gegenüber der Kirche in Meisdorf entdecken wir den schönen Innenhof des „Museumshofes“, wo wir nicht nur Kaffee sondern auch interessante Informationen über die Museumsanlage erhalten. Der ehemalige Großbauernhof wurde nach der Wende von der betagten Besitzerin an die Stadt Falkenstein übergeben. Schon vorher bestand im Ort ein Museumsverein zur Erhaltung des Hofgutes. Durch einen Aufruf an die Bauern der Region kam viel altes landwirtschaftliches Gerät zusammen, das in den ehemaligen Scheunen und Lagerräumen, nach Tätigkeiten geordnet, ausgestellt wurde. Ein Projektaufruf brachte Studenten aus aller Welt zur Restaurierung hierher sodass die Räume renoviert und der Hof gepflastert werden konnte.

 


Über den Taubenturm in der Mitte des Hofes (Foto) erfuhren wir, dass in den stets vom Brand bedrohten Bauernhöfen im Fundament der Taubentürme das Saatgut aufbewahrt wurde, quasi als Safe für die nächstjährige Saat, das auch nach einem eventuellen Brand das Überleben der Besitzer sichern sollte. Um das nächste Ziel, die Konradsburg zu erreichen, war ein Anstieg zu bewältigen. Diese einst riesige Klosteranlage war ursprünglich ein Benediktiner Kloster. Von der großen Kirche (St. Sixtus) blieb bis heute nur der Ostteil mit der darunter liegende Krypta erhalten. Bestehen blieb auch ein Teil der Wirtschaftsgebäude innerhalb der Klosteranlage, die jetzt z.T. als Ferienhäuser genutzt werden. Eine Bewirtschaftung gab es während unseres Besuches nicht, dagegen bestand die Möglichkeit zur standesamtlichen Trauung, außerdem boten zwei liebenswürdige kleine Mädchen selbst gesammelte „Kieselsteine zu erschwinglichen Preisen“ (1 € pro Steinchen) an. - Wir verteilten uns in dem weitläufigen Klostergelände zur Siesta: überall sah man ruhende Pilger.

Der Weiterweg Richtung Hakerode führte über die weithin sichtbare Holländer Mühle - eine alte Windmühle, die uns besser gefiel als der ausgedehnte Windpark mit seinen dumpf dröhnenden Rotorblättern. Wir wählten, von guten Geistern beraten, den unbezeichneten Weg Richtung Ulzigerrode und bogen später in einen schattigen Weg entlang des Baches Mukarehne ein, der direkt nach Hakerode führte. Dort hatten unsere umsichtigen Organisatorinnen (Cornelia und Elisabeth) in der Vorbereitungsphase Quartiere besorgt, was an dieser Stelle nicht leicht war. Wir konnten zwar alle in dem nach Jägern benannten „Grünen Röckchen“ zu Abend essen, mussten uns dann aber zum Übernachten auf drei Orte verteilen: 8 konnten in Harkerode bleiben, 5 sollten weiter in das „Gasthaus Sonne“ im Nachbarort Sylda und für 2 war eine Übernachtung im „Kastanienhof“ in Quenstedt vorgesehen. Da war es sehr passend, dass Antonia als 15. Mitpilgerin an diesem Abend mit dem Auto in Harkerode eintraf und – da es nun auch noch zu regnen anfing - die „Sonnenbewohner„ mit dem Auto nach Sylda transportieren konnte. Die Kastanienhofbewohner wurden von dem dortigen Gastgeber ebenfalls mit dem Auto abgeholt.

Donnerstag, den 25.7.13 Harkerode -  Hettstedt, 11 km:

Um 8: 45 treffen sich alle Teilnehmer, wie verabredet, an der von Quenstedt kommenden Straße, um gemeinsam auf einem schönen Feldweg Richtung Wiederstedt zu marschieren. Wegen des leichten Regens am frühen Morgen ist es während der ersten Stunde noch erfrischend kühl. Beim Novalis-Schloss in Wiederstedt wenden wir uns nach rechts (Süden) und gelangen auf einem Waldweg bis an den Stadtrand von Hettstedt. Durch ein mittelalterliches Tor betreten wir die Fußgängerzone und finden am Marktplatz, gegenüber dem Ratskeller unsere Pension, in der wir unsere Zimmer beziehen. Die selbstlosen Fünf, die sich bereit erklärt hatten, sich mit einem Fünferzimmer zufrieden zu geben, erleben zu ihrer Überraschung, dass ihnen eine ganze Maisonette-Wohnung mit 5 Schlafplätzen zur Verfügung steht.

Der heutige Nachmittag steht zur freien Verfügung und wird genutzt entweder für einen ausgiebigen Mittagsschlaf oder zum Einkaufen, Bummeln und Lesen. Abends treffen wir uns zur Andacht in der spätgotischen Stadtkirche St. Jakobi, dessen Namensfest heute gefeiert wird. Die Andacht wird von Sebastian Bartsch, dem Präsidenten der Sachsen-Anhaltinischen Jakobusgesellschaft, gehalten; seine Frau spielt die Orgel. Die Kirche besitzt eine überraschend dekorative barocke Innenausstattung und einen wertvollen Seitenaltar, der aus einer anderen (aufgelassenen) Kirche stammt und um dessen Verbleib heute gestritten wird. Wir erzählen Herrn Bartsch von den Orientierungs-Schwierigkeiten, die wir besonders auf dem Jakobsweg zwischen Halberstadt und Quedlinburg hatten und bitten ihn, die Markierungen auf diesem Abschnitt verbessern zu lassen. Herr Bartsch gibt uns Erklärungen zur Jakobuskirche. Mit einem gemeinsamen Abendessen im Ratskeller beenden wir den erholsamen Tag in Hettstedt.

Freitag, den 26.7.13 Hettstedt – Eisleben – Kloster Hefta, 21 km:

Den unmarkierten Weg aus Hettstedt heraus finden wir mit Hilfe der Streckenbeschreibung im oben genannten Pilgerbuch. Ab einer Straße namens „Berggrenze“ gibt es wieder Pilgerzeichen, allerdings wird die Jakobusmuschel auch hier wieder nicht als Richtungsweiser benutzt, was sonst inzwischen allgemein üblich ist (die aufeinander zulaufenden Strahlen des Sternes weisen die Richtung nach Compostella (zu deutsch „Sternenfeld“!). An einer Querstraße angekommen, können wir keine Wegmarkierung mehr entdecken und erfahren von Einheimischen, dass wir vom rechten Weg abgekommen sind. Nun ist unsere ganze Findigkeit gefordert: Die alte Heerstraße, welcher der Jakobsweg folgt, muss sich auf dem Rücken eines  Höhenzuges befinden, den wir von unserem momentanen Standort aus nur „querfeldein“ erreichen können, nämlich durch Disteln und Brennnesseln und dann auf den Radspuren der Sämaschinen mitten durch die Kornfelder. Im Nachhinein wird dieses Abenteuer als ein besonders schönes Erlebnis bewertet.


In Klostermansfeld bleibt uns die Kirche verschlossen; der hübsche blumengeschmückte Garten gibt uns aber Gelegenheit zur Erholung und auch zum gemeinsamen Singen und Beten (Foto). Die von uns im Viereck zusammengestellten Bänke lassen wir bewusst als Zeichen für  unsere gemeinsame Besinnungsstunde beisammen stehen.


                                                                                       Foto: Vicki Kulow

Es folgt ein anstrengender und wenig reizvoller Wegabschnitt entlang einer stark befahrenen Verkehrsstraße durch die Ortschaften Benndorf und Helbra. Wir werfen sehnsüchtige Blicke auf ein Freibad, aus dem jauchzende Kinderstimmen vom erfrischenden Nass künden. Für uns geht es allerdings noch unangenehmer weiter, da wir nun mitten durch ehemaliges Bergbaugelände müssen, um nach Eisleben zu gelangen. Junger Pflanzwald  mit Pappeln, Robinien und andere schnellwüchsige Gehölze und riesige Abraumhalden säumen den Weg. Mit Singen, vor allem von Wanderliedern versuchen wir unsere Beine in Schwung zu halten. Trotzdem werden die Wanderstrecken zunehmend kürzer und die nötigen Pausen häufiger und länger.

 

In den Ruhepausen flüchten wir uns in jedes Fleckchen Schatten, den es am Weg zu finden gibt (Foto). Auch ein Regenschirm kann helfen!



Irgendwann findet aber auch diese Qual ein Ende. Wir steigen hinab in die Stadt Eisleben, dem Geburts- und Sterbeort Martin Luthers, und erholen uns auf dem schönen Marktplatz angesichts des Lutherdenkmals und der Lutherkirche. Eine Buslinie kann uns vom Marktplatz bis zum Kloster Helfta bringen, doch plötzlich erwachen bei einigen neue Kräfte und 9 Pilger folgen im Geschwindschritt (6 km/Std.) der langgezogenen Halleschen Straße. Im Kloster erwarten uns gepflegte Gästezimmer mit herrlichen Bädern und im Restaurant des „Hotels an der Klosterpforte“ wohlschmeckende Speisen nach eigener Wahl. Im Freien vor dem Restaurant bleiben wir noch für einige Zeit zu einer Nachsitzung, auf der, unter der Anleitung von Antonia, abendliche Lieder und Canons gesungen werden.

 

Samstag, den 27.7.13 Kloster Helfta; Heimreise nach Berlin:


Um 7:30 Uhr feiern wir eine Hl. Messe zusammen mit 9 Zisterzienserinnen. Für die Zeit nach dem Frühstück hat Cornelia eine Führung durch Schwester Katharina für uns organisiert. Diese stellt uns als erstes die Gebäude der heutigen Klosteranlage vor: Das Haus mit den Zellen der Zisterzienserinnen, den Kapitelsaal, Klosterküche, Bibliothek, Meditationsraum, Archiv. Ferner das Gertrudstift und das Caritas-Pflegeheim.

Die Klostergründung erfolgte 1229 durch 7 Zisterzienserinnen aus Halberstadt, zunächst auf Schloss Mansfeld; da es dort zu unruhig war, fand eine Verlegung des Klosters nach Helfta auf einen Besitz derer von Hakeborn statt. Zur bewegten Geschichte des Klosters gehörten: 1284 Plünderung, 1342 Brandschatzung, 1525 Verwüstung. 1546 erfolgte die Säkularisierung des Klosters und damit sein vorläufiges Ende. Die Klosteranlage war im 18. und 19. Jahrhundert eine Staatsdomäne, ab 1945 „Volkseigenes Gut“. Nach der Wende bemühten sich 4 Vereine um die Erhaltung und Restaurierung des ehemaligen Klosters. Bereits 1988 verhinderten Bürger die Sprengung der Kirchenruine. Nach und nach entstanden die neuen Gebäude: aus dem Rinderstall wird das neue Gästehaus, anstelle des Gebäudes für die  Kälberaufzucht entsteht das „Hotel an der Klosterpforte“, aus dem Kornspeicher das Liboriushaus. Bei der Wiederherstellung der Kirche ließ man bewusst das Alte deutlich sichtbar neben dem ergänzenden Neuen. 1998 übernimmt das Bistum Magdeburg das Kloster, 1999 ziehen nach 450 Jahren erstmals wieder Zisterzienserinnen im Kloster Helfta ein.

Die 3 Frauenskultpturen am Rande des Teiches stehen für die 3 bedeutenden Frauen von Helfta, die Mystikerinnen Hl. Mechthild von Hakeborn, die Hl. Mechthild von Magdeburg und die Hl. Gertrud von Helfta. Die große runde Steinscheibe im Hof stammt aus Bethlehem und wurde quer durch Deutschland auf dem Landwege transportiert. In der Kirche erfahren wir, dass der zentrale Altar aus Steinen aufgebaut wurde, die von verschiedenen evangelischen und katholischen Gemeinden stammen. Der zentrale runde Stein im Altarfundament kommt sogar aus Brasilien. Der Tabernakel wird von einer fliegenden Taube getragen.

Dann ist die Zeit der Abreise gekommen, die meisten fahren mit der Bahn nach Berlin zurück, Antonia und Peter müssen ihr Auto in Sylda abholen.

Wir verabschieden uns voneinander mit dem gemeinsamen Lied:

„Möge die Straße uns zusammenführen…“